Motörhead Platte für tausende Euros verkauft

Freitag, 26.03.2021 09:53 Uhr

An Stilikonen mangelt es der Rock und Metal Szene sicher nicht. Bands wie Slayer, Metallica, Iron Maiden oder Black Sabbath haben längst Kultstatus erreicht.

Die Geburtstage (und Todestage) ihrer Bandmitglieder werden von Fans jährlich mit biographischen Laudationen und Nachrufen begangen. Und Klassiker unter ihren alten Alben schießen in Sachen Marktwert förmlich durch die Decke.

Vor allem für Erstauflagen (sog. First Presses) und Limited Editions auf Vinyl blättern echte Fans schon mal ein paar hundert Euro hin. Bei wirklich legendären Alben sind selbst Preise im vierstelligen Bereich nicht ungewöhnlich wie Motörheads self-titled Album aus dem Jahre 1977 eindrucksvoll beweist. Die Platte wurde kürzlich von der Musikbörse Discogs als eines der teuersten Vinyl Releases genannt, die 2020 auf der Plattform verkauft wurden. Sage und schreibe $1.829 brachte das Exemplar seinem Vorbesitzer ein. Für Außenstehende horrende Summen. Für Fans nicht wirklich verwunderlich. Denn Motörhead ist Kult und die Musik eigentlich unbezahlbar.

 

Motörhead auf Platz 30 der teuersten Alben

Vor kurzem veröffentlichte die Plattform Discogs seine Monatsliste zu den teuersten Schallplatten, die im Dezember 2020 über die virtuelle Ladentheke wanderten. Auf Platz 30 mit dabei ist eine Band, die als Vorreiter des Heavy Metal Musikgeschichte schrieb. Motörhead verkörpert im Grunde die wichtigsten musikalischen Einflüsse, die das Genre des ursprünglich formten:

  • Blues,
  • Hard Rock,
  • Rock 'n' Roll
  • und Punk.

Die chaotische und harte Mischung im rebellischen Sound von Motörhead schlug in den 1970ern ein wie eine Bombe und tut es immer noch. Auch in den Kassen der Musikindustrie. Wer sich einmal die Mühe macht, online nach Motörhead Merchandise zu suchen, der wird neben CDs, Kassetten, Vinyl, Band-Shirts und Patches noch ganz andere Sachen finden. Schlüsselanhänger, Mützen, Kochschürzen, Trinkbecher, Gläser, Flaschenöffner, Bauchtaschen und eine recht ansehnliche Kollektion an alkoholischen Getränken mit Band Logo machen klar, dass Motörhead über die Jahrzehnte zu einem echten Verkaufsschlager innerhalb der Szene geworden ist. Hauptverantwortlich für diesen kommerziellen Erfolg ist vor allem Bassist, Frontmann und Kultfigur Motörheads, Lemmy Kilmister.

Der Urvater des Heavy Metal hat mit seinem provokanten Stil das Image des Genres grundlegend geprägt. Bands wie Metallica, Slayer, Anthrax und Megadeth, besser bekannt als die Big Four des Thrash Metal, verdanken „Papa Lemmy“ ihren Erfolg. Er ebnete ihrem Tempo lastigen, bissigen Sound ebenso den Weg wie dem Bild vom beinharten und unbeugsamen Rocker, der seinen auf Krawall und Rebellion gebürsteten Lebensstil nicht weniger kompromisslos auslebt als seine Musik klingt. All diese Energie, diese Leidenschaft und Schlagkraft erblickte mit dem Debütalbum Motörheads zum ersten Mal das Licht der Welt. Eine Originalaufnahme des akustischen Kreuzfeuers ist darum auch eine Anschaffung, die sich wahre Heads schon etwas kosten lassen. Das umso mehr nach Lemmys Tod im Jahre 2015, der für die Metal Szene den schmerzhaften Verlust eines ihrer Gründerväter bedeutete.

Motörhead: Ein Stück Metal-Geschichte

Geboren am Heiligabend 1945 wird Lemmy Kilmister gerne als das „Christkind“ des Metal bezeichnet. Die Hardcorevariante eines Erlösers, der einer Jugend ihre musikalische Stimme gab, die sich in den 1970ern so ganz und gar nicht mit dem Weichspülsound ihrer Eltern identifizieren konnte. Da kam das knallharte Geschepper, das über bis zum Anschlag aufgedrehte Verstärker in den Äther strömte, gerade recht.

Als ehemaliger Roadie von Jimi Hendrix war Lemmy bei der Entstehung dieses Sounds von Anfang an mit dabei. Er hat den Slogan „Sex, Drugs and Rock 'n' Roll“ praktisch miterfunden und wie man am besten aneckt, auffällt und provoziert lernte er von den Besten. In Interviews ließ er immer wieder anklingen, dass er ein bekennender Jünger von Little Richard war. Einem homosexuellen, schwarzen Rock 'n' Roll Urgestein, der zu einer Zeit Musik machte, in der es als Künstler schon problematisch genug gewesen wäre, schwarz zu sein. Gegen den Strom zu schwimmen war für Lemmy, seine Vorbilder und Weggefährten eine Religion. Für seinen provokanten Lebensstil, der neben exzessivem Drogenkonsum auch einen unglaublichen Verschleiß an Frauen beinhaltete, entschuldigte sich Lemmy daher nie.

Gesellschaftlich war Lemmys Lifestyle sicherlich geächtet. Doch was die damalige Jugendkultur anging, traf er mit Motörhead genau den Nerv der Zeit. Punk war gerade noch in den Kinderschuhen und suchte förmlich nach passenden Vorbildern für die szenetypische Protesthaltung. Da kam die anarchistische Philosophie von Motörhead wie gerufen. Die Bandmitglieder schienen wie die Personifikation einer verrauchten Rockerkneipe, in der harte Getränke flossen, Schlägereien ausarteten und Biker ihr Geld beim Kartenspielen oder an Glücksautomaten verzockten. Dabei war Motörhead gar nicht Lemmys erste Band. Zuvor spielte er in der stilprägenden Spacke Rock Band Hawkwind, die mit einer Kombination aus psychedelischem Krach und Synth die Ohren ihrer Zuhörer strapazierte. Doch die Band feuerte Lemmy 1975 wegen seiner ständigen Drogeneskapaden, die immer öfter auch juristische Folgen hatten.

So gesehen, die Geburtsstunde von Motörhead. Lemmy benannte die Band nach dem letzten Song, den er für Hawkwind geschrieben hatte und zeigte seinen ehemaligen Bandkollegen damit im Grunde den Mittelfinger. Denn Motörhead wurde berühmter, als es Hawkwind jemals war und inspirierte in einem bis dato noch nie da gewesenen Ausmaß an akustischem Exzess ganze Generation an Metal Bands.

Innerhalb der Szene wird oft darüber gestritten, ob Black Sabbath oder Motörhead die wahren Begründer des Heavy Metal waren. Einig ist man sich aber darüber, dass Subgenres wie Speed Metal, Thrash Metal oder auch der markante Sound des NWoBHM ohne die Band so niemals zustande gekommen wären. Wie richtungsweisend Motörhead für Heavy Metal war, zeigt die noch heute riesige Fangemeinde. Sie reicht weit bis über die Grenzen der Szene hinaus, wo der Name Motörhead selbst Musikfans höheren Alters noch ein Begriff ist. Und für den Nachwuchs innerhalb der Szene ist Lemmys rebellisches Erbe sowieso Pflichtprogramm. Hits wie Ace of Spades zu covern gehört einfach mit dazu und das Leben wie Lemmy auf der Überholspur zu leben ist für viele ein Wunschtraum, der sie anspornt, aus ihrer Musik mehr zu machen. Dass es Lemmy keiner nachmachen kann wird den meisten irgendwann klar. Doch der Traum bleibt und die Motivation, ihm musikalisch nachzueifern, hat in der Vergangenheit schon viele gute Bands hervorgebracht.

Auch in der Gesellschaft hat sich Metal mittlerweile verankert. Die Fanszene ist entsprechend groß und auch die Konzerte bekannter Bands, die auf den großen Motörhead-Erfolg zurückgehen, sind gut besucht. Die Band hat es zudem in die Pop-Kultur geschafft, denn es gib auch sogar einen Motörhead Slot.

Kurzum, Motörhead ist in der Tat ein Motor, der die Metal Community selbst nach Lemmys Tod noch unermüdlich antreibt und eines ganz klar macht: Die Rebellion lebt.

Fazit

Der Sound von Motörhead war mit Blick auf die Entstehung von Heavy Metal stilprägend. Ein Meilenstein von unschätzbarem Wert, der es nicht ohne Grund unter die meistverkauften Tonträger der Rock und Metal Szene geschafft hat. Dass Motörheads Debütalbum hier auch zu den teuersten Schallplatten gehört, erklärt sich damit eigentlich von selbst. Denn die Band hat musikalisch Geschichte geschrieben und auch wenn man über den Lebensstil von Lemmy kontrovers diskutieren kann, ist seine Genialität als Musiker doch unbestritten.

Abbildung: Motörhead hat zusammen mit einigen anderen Bands den Heavy Metal zu einer Kunstform gemacht. Bildquelle: @ Sam Moqadam / Unsplash.com

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